B A C K S P A C E

Sebastian Dannenberg feat. Josef Albers,
Kirstin Arndt, Stephan Baumkötter, 
Dan Flavin, Marcia Hafif, Donald Judd,
Martina Klein, Agnes Martin, Robert Ryman, Fred Sandback, Karin Sander 
and Antonio Scaccabarozzi

PEAC MUSEUM / FREIBURG / GERMANY / 2022/ PHOTOS: Bernard Strauss, Freiburg

B A C K S P A C E

by Dietrich Roeschmann

The painter Sebastian Dannenberg enters into a spectacular dialog with the collection of the PEAC Museum in Freiburg with his own works.

When Sebastian Dannenberg was invited in 2016 by the Freiburg art space Alexander Bürkle to the show „Allerbeste Aussichten“, a stage for young talents, he did not bring any quiet work with him that could have been interpreted as reticence or even as humility towards art-historical heavyweights such as Donald Judd or Agnes Martin, who had had to wander into the cellar of Paul Ege’s collection for his appearance. On the contrary. Dannenberg let it rip. He mounted the expansive work „APM Aircondition“ at waist height on the wall: ten framed zinc sheets that could be tilted like ventilation grilles, revealing a view of poisonous greenery behind them.

In Freiburg’s PEAC Museum, the former Kunstraum Bürkle, „APM Aircondition“ now hangs in three modules on top of each other on a blue background in the last room. In a way, it marks the end of Dannenberg’s spectacular solo exhibition, which is actually much more and something completely different than a conventional solo show, more like a kind of carte blanche.

PEAC director Julia Galandi-Pascual, who will be leaving the museum in September 2022 after 18 years and moving to a private collection in Marburg, invited the 42-year-old to bring his own works from recent years into dialog with the museum’s top-class collection – and vice versa. Dannenberg, who studied at the Freiburg branch of the Karlsruhe Art Academy for several years before moving to the HfK Bremen, where he was a master student of Stefan Baumkötter, knows the collection well. As an artist, he shares the lively interest in the question of what exactly a picture is, which is constantly being negotiated in new facets here. And also the interest in hybrid states between sculpture and painting, surface and space, as well as the penchant for a minimalist formal language that is so characteristic of the PEAC collection.

A refreshing radical cure

Dannenberg took two weeks to playfully confront his own, often site-specific works with selected works that had jumped out at him in the depot or that had crawled onto his list as inevitable from the echo chamber of his own visual experience. The result of this research is a refreshing radical cure in the vast space of reduction.

The extent to which Dannenberg relies on a strategy of deconstruction and reconstruction is immediately apparent in the first room. A huge rectangular field of color, applied directly to the wall in shimmering orange, appears to be supported by scaffolding that looks like the rear construction of a billboard. Dan Flavin’s neon work „Untitled (for Otto Freundlich)“ shines on the opposite wall, but in this setting she is not the diva she could appear to be, but merely an interlocutor in a non-hierarchical discussion about the interweaving of everyday, urban and art-historical spaces and their visual axes. One could call this an activation of shared potentials for the present.

Dannenberg also consistently depicts such overlaps in the choreography of his exhibition route. A white wooden construction with black tassels running along the floor marks a kind of shelter for two paintings by Marcia Hafif, before this installation crawls up the wall like a conveyor rail in a logistics center and disappears into the space behind it. There, columns composed of gray concrete trough fragments from the hardware store lie as if on an ancient field of rubble, their pink and turquoise hollow sides making five wonderfully light etchings by Robert Ryman shimmer in unexpected hues.

Hanging out with Donald Judd

And in the middle room, Dannenberg even had the weighty floor work „Cod, Spring, Circle“ by Richard Long, which has its regular place here, removed so that it could unfold undisturbed in front of three delicate lithographs by Fred Sandback in a screen-like installation.

It is this mixture of respect and intimacy, reverence and appropriation that you encounter at every turn in Dannenberg’s „Backspace“ and which invites you to hang out and relax with him, the Judds, Ryman, Baumkötters and everyone else. There is a great easyness in this.

Der Maler Sebastian Dannenberg tritt mit eigenen Arbeiten in einen spektakulären Dialog mit der Sammlung des PEAC Museums in Freiburg.

Als Sebastian Dannenberg vor fünf Jahren vom Freiburger Kunstraum Alexander Bürkle zu der Schau „Allerbeste Aussichten“ eingeladen wurde, einer Bühne für junge Talente, brachte er keine stille Arbeit mit, die man ihm als Zurückhaltung hätte auslegen können oder gar als Demut gegenüber kunsthistorischen Schwergewichten wie Donald Judd oder Agnes Martin, die für seinen Auftritt in den Keller der Sammlung von Paul Ege hatten wandern müssen. Im Gegenteil. Dannenberg ließ es krachen. Auf Hüfthöhe montierte er an der Wand die ausladende Arbeit „APM Aircondition“: zehn gerahmte Zinkbleche, die sich kippen ließen wie Lüftungsgitter und dahinter den Blick frei gaben auf ein giftiges Grün.

Im Freiburger PEAC Museum, wie der einstige Kunstraum Bürkle heute heißt, hängt „APM Aircondition“ jetzt in drei Modulen übereinander auf blauem Grund im letzten Raum. Sie markiert so gewissermaßen den Schlusspunkt der spektakulären Einzelausstellung von Dannenberg, die in Wahrheit viel mehr und etwas völlig anderes ist als eine herkömmliche Soloschau, eher eine Art Carte Blanche.

PEAC-Leiterin Julia Galandi-Pascual, die im September das Haus nach 18 Jahren verlassen und an eine Privatsammlung in Marburg wechseln wird, lud den 42-Jährigen ein, seine eigenen Arbeiten der vergangenen Jahre mit der hochkarätigen Sammlung des Museums in Dialog zu bringen – und umgekehrt. Dannenberg, der einige Jahre an der Freiburger Außenstelle der Karlsruher Kunstakademie studiert hatte, bevor er an die HfK Bremen wechselte und dort Meisterschüler von Stefan Baumkötter war, kennt die Sammlung gut. Als Künstler teilt er das lebhafte Interesse an der Frage, was genau ein Bild ist, die hier in immer neuen Facetten verhandelt wird. Und auch das Interesse an hybriden Zuständen zwischen Skulptur und Malerei, Fläche und Raum, und auch das Faible für eine minimalistische Formensprache, die so prägend ist für die PEAC-Sammlung.

Eine erfrischende Radikalkur

Zwei Wochen nahm sich Dannenberg Zeit für die spielerische Konfrontation der eigenen, oft ortsspezifischen Arbeiten mit ausgewählten Werken, die ihn im Depot angesprungen hatten oder die als unausweichlich aus dem Echoraum der eigenen Seherfahrung auf seine Liste gekrochen waren. Das Ergebnis dieser Recherche ist eine erfrischende Radikalkur in der Wandelhalle der Reduktion.

Wie sehr Dannenberg dabei auf eine Strategie der De- und Rekonstruktion setzt, zeigt sich gleich im ersten Raum. Ein riesiges rechteckiges Farbfeld, in flirrendem Orange direkt auf die Wand gebracht, wird dort scheinbar von einem Baugerüst abgestützt, das wie die Hinterkonstruktion einer Werbetafel wirkt. An der gegenüberliegenden Wand leuchtet dazu Dan Flavins Neon-Arbeit „Untitled (for Otto Freundlich)“, die in diesem Setting aber nicht die Diva gibt, als die sie auftreten könnte, sondern lediglich Gesprächspartnerin ist in einer hierarchiefreien Auseinandersetzung über die Verschränkung von alltäglichen, urbanen und kunsthistorischen Räumen und ihren Blickachsen. Man könnte das als eine Aktivierung gemeinsamer Potenziale für die Gegenwart nennen.

Konsequent bildet Dannenberg solche Überschneidungen auch in der Choreografie seines Ausstellungsparcours ab. Da markiert eine am Boden verlaufende weiße Holzkonstruktion mit schwarzem Quastenstrich eine Art Schutzraum für zwei Bilder von Marcia Hafif, bevor diese Installation wie eine Förderschiene in einem Logistikzentrum die Wand hinaufkriecht und im Raum dahinter verschwindet. Dort liegen aus grauen Betontrogfragmenten vom Baumarkt zusammengesetzte Säulen wie auf einem antiken Trümmerfeld und lassen mit ihren rosa und türkis gefassten Hohlseiten fünf wunderbar lichte Radierungen von Robert Ryman in unerwarteten Farbtönen schimmern.

Entspannt abhängen mit Donald Judd

Und im mittleren Saal ließ Dannenberg gar die gewichtige Bodenarbeit „Cod, Spring, Circle“ von Richard Long wegräumen, die hier ihren Stammplatz hat, um sich mit einer paraventartigen Installation ungestört vor drei zarten Lithografien von Fred Sandback zu entfalten.

Es ist diese Mischung aus Respekt und Intimität, Verehrung und Aneignung, die einem in Dannenbergs „Backspace“ auf Schritt und Tritt begegnet und die dazu einlädt, entspannt gemeinsam mit ihm, den Judds, Rymans, Baumkötters und allen anderen abzuhängen. Darin liegt eine große Leichtigkeit.

Freiburg, Juli 2022